Auf diese Frage bekommt man in Brasilien meist ein Nein – doch nicht am „Colégio Normal Francisca Mendes“ in Catolé do Rocha! Die Schule ist stolz darauf, die einzige bi-linguale Schule der ganzen Umgebung zu sein, d.h. die Kinder und Jugendlichen lernen schon ab dem Kindergartenalter Englisch. Ein Glück für mich! So kann ich beim Besuch der Klassen ein wenig mehr mit ihnen sprechen als nur die üblichen Höflichkeitsfloskeln. (Zu viel mehr habe ich‘s im Portugiesischen leider noch nicht gebracht). In Kontakt zu kommen ist aber auch ohne Sprache nicht schwer, jedenfalls dann nicht, wenn man mit Sr. Ana, der ehemaligen Direktorin, unterwegs ist. Mit ihren 88 Jahren beteiligt sie sich noch heute an der Pausenaufsicht, ist respektiert und geliebt. Die jüngeren Kinder kommen auf sie zu und umarmen sie – und auch mich. Auch wenn in Brasilien „abraços” weit üblicher sind als bei uns, verblüfft und berührt mich das.
Die erste Frage, die mir von den Schülern und Schülerinnen gestellt wird, ist meist, ob es mir in Brasilien gefällt, wie ich es hier finde, und sie erwarten eine positive Antwort. Doch auch meine Frage, ob es ihnen an dieser Schule gefällt, wird mit einem ehrlich klingenden Ja beantwortet. Ich selbst empfinde die Atmosphäre als angenehm, die Lehrkräfte, zu denen auch die Erzieher/-innen zählen, wirken engagiert, freundlich, zugewandt.
Vor 85 Jahren ist das Colégio von einem Ehepaar gestiftet und von Anfang an mit Dillinger Franziskanerinnen geführt worden. Sie beginnt mit dem Kleinkinderbereich und führt bis zur 12. Klasse. Wenn man sie bis zum Ende besucht, kann man die Prüfung für den Hochschulzugang ablegen (kein mehrgliedriges Schulsystem wie in Deutschland). Als „Colégio Normal“ qualifizierte sie mit ihrem pädagogischen Zweig lange Zeit vornehmlich für den Einstieg ins Lehramt (Primar- und Sekundarstufe I) und prägte somit die Ausbildung von Lehrkräften für die ganze Region.
Die Schule ist nach wie vor gefragt (ca. 700 Kinder und Jugendliche von 1,5 – ca. 17 Jahren) wegen der Qualität des Unterrichts und weil sie auch Kinder aufnimmt, die als „speziell“ gelten. Für ihre Förderung ist schon im Vorschulbereich eine Psychologin tätig.
Das Gebäude ist freundlich gestaltet, die Klassenzimmer aber eher einfach ausgestattet. Einen „Luxus“ hat man sich mit dem Einbau einer Klimaanlage gestattet; den Strom liefert eine Photovoltaikanlage.
Ich bin beeindruckt.