Ca. 300 km fuhren wir auf der “Transamazônica“ von Campina Grande aus ins Hinterland. Die zweitlängste Fernstraße Brasiliens ist in dieser Region top in Schuss und verläuft überwiegend schnurgerade bergauf und bergab – kein Wunder, dass Schilder mit Geschwindigkeitsbegrenzungen kaum symbolischen Wert haben. Unsere Chauffeurin und Mitschwester Rosa ist eine gute und leidenschaftliche Fahrerin. Ausbremsen können sie nur Hinweise auf die bußgeldbewehrte elektronische Überwachung und in den Ortschaften die künstlichen Bodenwellen – die funktionieren wirklich fantastisch!
O Sertão, die Trockensteppe im Nordosten, ist wirklich sehr trocken. Bei Campina Grande, das noch zur Übergangszone zwischen Wald- und Trockenzone gehört, tragen die Bäume und Sträucher meist noch ihre Blätter, sieht man grünes Gras und Palmen. Doch dann wird alles grau, dürr, kahl. Meterhohe Kakteen sind zu sehen und später vor allem trockenes Gestrüpp. Und natürlich ist es heiß! Ich frage, wovon man dort eigentlich lebt. „Du müsstest hier in der Regenzeit sein. Drei Monate lang regnet es, und schon nach ein paar Tagen ist alles grün“, so erklären mir meine brasilianischen Mitschwestern, „und wo es Wasser gibt, ist auch in der übrigen Zeit etwas da.“ Tatsächlich entdecke ich bei genauerem Hinsehen – nachdem ich nicht mehr von der Fahrweise gefangen genommen bin – immer wieder einmal einen kleinen Fluss oder Teich mit ein paar Bäumen und zumindest so viel Grün, dass einige Rinder oder Kleinvieh anscheinend ihr Auskommen finden können.
Doch wehe, wenn der Regen ausbleibt! Ein gutes Wassermanagement ist auf jeden Fall notwendig. Jeder Tropfen, der in der Regenzeit fällt, ist kostbar und muss aufgefangen werden. In den Siedlungen, durch die wir kommen, sehe ich Zisternen, runde Behälter mit spitzem Dach, in die das Regenwasser von den Hausdächern geleitet wird. Und unsere Schule in Catolé do Rocha hat riesige Zisternen auf dem Gelände und sogar in der Sport- und Veranstaltungshalle eingebaut, die das wertvolle Lebensmittel speichern.
Im ganzen Nordosten ist die Wasserversorgung ein Thema. Sr. Elisabeth macht mich auf einen Tanklaster aufmerksam, der Trinkwasser transportiert für den Verkauf. In manchen Gemeinden übernimmt die Kommune die Kosten, in manchen müssen die Leute selbst zahlen. Wasser – keine Selbstverständlichkeit!